So dramatisch wie im Horrorfilm aus dem Jahr 1986 ist es nicht, aber ein Ärgernis ist es schon. Das Problem ist sicher schon vielen begegnet: man fährt auf dem Rad und unversehens hat man einen Dornenzweig im Gesicht – au Backe! Glück gehabt, wenn man das Teil nicht ins Auge bekommen hat. Oder man geht eine unserer Steigen hinunter und die Dornenhecke hat den Handlauf überwuchert. Oder ein Busch ragt meterweit in den Weg – für ältere Mitbürger, Rohlstuhlfahrer:innen und »Kinderwagenschiebende« sind das durchaus Probleme.
Auf meinen Spaziergängen durch Pfullingen mit Hund (inklusive Kotbeutelchen, ein Gütlesbesitzer hatte da letztens die schlimmsten Befürchtungen) bemerke ich oft, dass manche Hausbesitzer sich mit den Dimensionen ihrer Hecken und Begrünungen gründlich verschätzt haben. Nicht nur Kinder wachsen aus den Klamotten, Pflanzen schaffen das auch! Wenn es sich um öffentliche Grundstücke handelt, ist die Stadt im Obligo. In Phasen starker Vegetation aber kommt die Stadt mit dem Nachschneiden einfach nicht mehr nach! Personalmangel gibt’s eben nicht nur in der freien Wirtschaft und im Gegensatz zu dieser verfügt unser Städtle über wenig Mittel.
Wenn von Privateigentum Planzenteile störend in den öffentlichen Bereich hineinragen, liegt die Verantwortung beim Eigentümer, er muss sich um den Rückschnitt kümmern. Ich will den meisten gar nicht böse Absicht oder Faulheit unterstellen. Vielen wird der eigene Garten altersbedingt zur Last. Hatte man sich früher noch regelmäßig und liebevoll darum gekümmert, schafft man es irgendwann einfach nicht mehr. Einen Gärtner kann sich auch nicht jeder leisten – gerade heute, wo alles teurer wird und die Rente oder der Lohn gerade mal so eben reichen. Manchmal liegt ein Grundstück auch einfach brach, vielleicht weil deren Besitzer krank sind und vorübergehend oder dauerhaft Haus und Garten nicht mehr bewohnen.
Natürlich können wir säumige Nachbarn der Stadt melden, aber was wäre das für eine Kultur des Zusammenlebens? Mir will dieser Gedanke nicht gefallen. Auch derjenige zu sein, der seinen Nachbarn mit erhobenem Zeigefinder über seine Pflichten belehrt, ist nicht jedermanns Sache. Was also ist zu tun? Geduldig abwarten, bis derjenige es selber checkt? Aber dann, wer’s so lange nicht gemerkt hat – letztlich bleibt der Schwarze Peter wohl doch bei der Stadt. Im Amtsblatt und in der örtlichen Presse kann man eindrücklich auf die Problematik hinweisen – und auf die rechtlichen Nachteile, die sich für Grundstückseigner ergeben könnten. Selber anbieten darf die Stadt solche Dienstleistungen wohl nicht, sie würde sonst in Wettbewerb zu anderen Dienstleistern treten. Andererseits wären nach meiner Einschätzung Pfullingens Gartenbauer damit überfordert, den Überwucherungen Herr zu werden. Das Auftragsbuch meines Gärtners ist jedenfalls randvoll. Darf darum letztlich doch die Stadt die erforderlichen Rückschnitte selber vornehmen? Irgendwann sicher, aber zeitnah?
Vielleicht findet sich aber auch eine Lösung, die das Problem beseitigt, ohne zu strafen und die den finanziellen und sozialen Verhältnissen unserer Mitbürger Rechnung trägt – ein Projekt für Vereine oder/und Schulen? Vielleicht. Es könnte eine richtige Win-win-Lösung werden, nicht nur aus Gründen der Sicherheit. Vernachlässigtes könnte man mit solchen Initiativen verschönern und unser Nachwuchs lernt was dabei. Nebenbei, der Bereich am Klostersee »hätt’s au wiedr emol needig«.